Massnahmenkritik ist nicht gleich Massnahmenkritik
In den sozialen Medien hat sich seit Beginn der Pandemie mit rasanter Geschwindigkeit ein Komplex herausgebildet, der wie eine sensationsgetriebene Unterhaltungsbranche agiert, wo Influencer und alternative Medienkanäle um Aufmerksamkeit und Spenden buhlen. Innerhalb dieses Pools wird um Klicks und Likes mit nicht selten tendenziösen und fragwürdigen Inhalten geworben.
Akteure aus dem Dunstkreis der rechtsextremen Szene wie Stefan Magnet (Inhaber AUF1), Frieden Fakten Freiheit, Ignaz Bearth, Jürgen Elsässer (Compact), die Junge Tat, Martin Sellner, Nikolai Nerling (der Volkslehrer), Aktivist Mann, aber auch dem wegen Verdacht auf Spendenbetrug in Untersuchungshaft sitzenden Reiner Füllmich, so wie Sektenguru Ivo Sasek (Kla.TV, AZK, OCG) fischen bei den Massnahmenkritikern um Aufmerksamkeit für ihre eigenen Ziele. Deren Beiträge werden fleissig geteilt und sind nicht selten in den Linkempfehlungen diverser massnahmenkritischer Organisationen zu finden.
Einige dieser zweifelhaften Akteure bedienen sich an Studien und Zahlen zur Pandemie, die teils ihre Richtigkeit haben mögen. Wie überzeugend kann dies aber sein, wenn man solche Informationen eingebtettet in einen Kanal vom rechten Rand, dem eines Sektenführers oder eines Medium, das ein Sammelsurium aus den oben genannten Exponenten anbietet, an andere weiterleitet? Verständlicherweise erleichtert dies die Ablehnung von Kritik und der Forderung nach Aufarbeitung.
Der Vorwurf, manche würden vor bestimmten Zahlen oder Fakten die Augen verschliessen, wirkt paradox, wenn man selbst nicht dazu in der Lage ist, Nachforschungen darüber anzustellen, was und von wem man Beiträge weiterempfiehlt.
Das Gegenargument "Es gehe doch um den Inhalt und nicht um den Absender" wirkt hier auch eher kurzsichtig. Es ist derselbe Spruch, den man an einem Infostand von einem Mann mit blonder Mittelscheitel hören könnte, nachdem man einen Flyer der NPD in die Hand gedrückt bekommen hat. Beiträge von sektiererischen Psychogruppen oder vom rechten Rand in den sozialen Medien zu teilen, ist das digitale Äquivalent zum Flyern auf der Strasse.
Es wird kaum je ein breiter, konstruktiver Dialog entstehen, wenn solche Quellen und Kanäle die argumentative Basis sein sollen. Das Ergebnis wird immer die kategorische Ablehnung dieses wirren Gesamtpakets sein.
von Manuel, Vorstand linksbuendig.ch