Enge Debattenräume – Diskussions- und Kritikunfähigkeit – Ulrike Guérot bei Lanz TV

Eine Spaltung der Gesellschaft gebe es nicht. Diskutiert werde umsichtig und vielschichtig. Das liest und hört man, wenn die Kritik, es gebe wenig Raum für differenzierte Debatten, geäussert wird. In der Gesellschaft gebe es höchstens eine minimale Abspaltung, einer Minderheit, die nicht einverstanden sei mit dem Pandemieregime und/oder die Berichterstattung zum Russland-Ukraine-Krieg als einseitig kritisiere. Die grosse Mehrheit folge dem Mainstream. Anfangs Juni wurde in einer deutschen Talkrunde namens «Lanz», vorgeführt, wie es einem ergehen kann, wenn man die eigene, begründete Meinung vertritt oder im vorliegenden Fall, versucht zu vertreten. Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin, Gründerin und Leiterin des European Democracy Lab, eine Denkfabrik zum Neudenken von Europa, sass zusammen mit einer FDP-Bundestagsabgeordneten, einem CNN-Journalisten und einer Autorin und Journalistin zu Afghanistan in einer Gesprächsrunde zum Thema Waffenlieferungen an die Ukraine. Als einzige vertrat sie die Position für einen Waffenstillstand, Verhandlungen und Neutralität zur schnellen Beendigung des Krieges, um das Leiden der Bevölkerung zu beenden. Die Gegenseite vertrat die militärische Lösung als die einzig richtige und mögliche. Durch ständiges Wortabschneiden, moralisierende Rhetorik und damit verbundene persönliche Abwertungen wurde jedes Argument von Guérot abgewürgt und diskreditiert. Das mit aktiver Unterstützung eines respektlosen und völlig parteiischen Moderators. Ihr wurde implizit vorgeworfen, sie hätte die falschen Moralvorstellungen und explizit sie sei nicht empathisch. Jetzt kann man einwenden, die Lanz-Show ist ein doofes Format und das schaut man einfach nicht. Wie stark die Mehrheitsmeinung jedoch gewichtet wird und der plurale Diskurs eingeengt ist, kann man an der medialen Berichterstattung auch in schweizerischen Leitmedien ablesen. Obwohl Ulrike Guérot in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrmals als Politiologin und Europa-Expertin eingeladen worden ist (z.B. am Europa-Institut der Universität Zürich, 2016) und in den Medien durchwegs sachlich rezipiert und fachlich anerkannt (z.B. in der Republik und im Tages-Anzeiger, 2018) wurde, wird ihre Kompetenz als Politologin nach dem Auftritt bei Lanz in Frage gestellt und Reputationsschaden betrieben. Was in dieser Talkshow vorgeführt worden ist, ist die Ausgrenzung und Diskreditierung einer Andersdenkenden. Das ist keine Einengung der Debattenräume? Wer wagt es noch, sich mit konträren Argumenten öffentlich zu äussern?

Wir von linksbündig verurteilen die Verengung des Diskurses und die damit verbundene Ausgrenzung von Personen mit vom Mainstream abweichenden Positionen! Wir verurteilen die Kündigungen von nicht geimpften Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, von Berufsverboten, die Aberkennung von Approbationen von Ärztinnen und Ärzten, Mobbing gegen Dozierende an den Universitäten. Wir verurteilen die Beschuldigungen von Ungeimpften in der Öffentlichkeit und wir bedauern die zerstörten Freundschaften, die Überwerfungen an Arbeitsplätzen und in Familien als Folge davon!

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Linksbündig im Heft Zeitpunkt: “Eine Plattform für gestrandete Linke”