Zum Beispiel: Linksbündig in Basel

Kontakt zur Gruppe in Basel:

linksbuendig-basel@gmx.ch

Vor rund 2 Jahren trafen sich zwei Linksbündige in Basel und inzwischen ist daraus eine kleine, langsam wachsende Gruppe geworden. Vier von ihnen schildern, warum ihnen diese Treffen alle 3 Wochen wichtig sind:

«Für die meisten Menschen in meinem Umfeld ist die Ära Corona "abgeschlossen und zum Glück einigermassen glimpflich überstanden". Für mich fehlt eine gründliche Aufarbeitung und ich bin auf vielen Ebenen traumatisiert, u.a. was die Politik betrifft: fühlte ich mich vorher von den linken und grünen Parteien relativ gut vertreten, bin ich leider politisch heimatlos geworden.

In der Basler Linksbündig-Gruppe kann ich meine Einschätzungen und Befürchtungen teilen, nach Wegen aus dieser Ohnmacht suchen und in Zukunft idealerweise gemeinsam Widerstand gegen ungesunde und totalitäre Entwicklungen leisten. Die Treffen, die Begegnungen und die neuen Menschen in meinem Leben tun mir auch einfach gut.»

Maggie

«Linksbündig ist für mich: Ein Ort, wo ich sicher sein kann, dass ich genau das sagen darf, was ich fühle und denke, auch zu umstrittenen politischen Themen. Und ein Ort, wo auch Meinungsverschiedenheiten möglich sind, mit geteilten Grundwerten.

Hier finde ich Menschen, die verstehen, wie sich die letzten vier Jahre angefühlt haben, wenn man kritisch war, Fragen stellte und nicht alles mitmachte. Menschen, die in eine menschliche Zukunft gehen wollen, mit Respekt und klarem Kopf. Und Menschen, die verstehen und versöhnen wollen.»

Sabina

«In der Gruppe Linksbündig-Basel schätze ich den Austausch zu politischen, sozialen und ökologischen Themen aus linker Sicht. Dass die Coronazeit nicht aufgearbeitet ist, wird immer dann deutlich, wenn jemand Neues zu unserer Gruppe stösst. Dann geht es um die eigenen Erlebnisse aus dieser Zeit. Erinnerungen an Situationen werden wach, in denen wir uns machtlos ausgeliefert, unverstanden, handlungsunfähig und/oder einsam gefühlt haben.

In den folgenden Treffen haben dann wieder andere Themen Platz, auch lokale Geschehnisse werden kritisch beleuchtet. Die Massnahmenkritik hat unseren Blick geschärft für die Mechanismen der Macht und Ungerechtigkeiten um uns herum. Mir sind unsere Diskussionen wegen der Qualität des Ausprobierens wichtig, also das Ausloten von Gedanken und die Gegenüberstellung verschiedener Argumente. Dies ist umso wichtiger in dieser Zeit der eingeengten Diskursräume: benennen, was uns beschäftigt, einander zuhören, sowie verschiedene Positionen und Erfahrungen zur Sprache bringen um jeweils unsere eigenen Meinungen zu bilden. Gemeinsam ist es auch einfacher Pressemeldungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und deren Konsequenzen abzuschätzen.

Und neben diesen wichtigen Diskussionen holen wir uns die Handlungsfähigkeit zurück. Wir planen momentan eine Kinovorstellung und einen Austausch mit Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten.»

Susan

«Ich war bis vor den Corona-Massnahmen engagiertes BastA!-Mitglied. BastA! heisst ja «Basels starke Alternative!». Die Partei wurde gegründet als linke Alternative zur SP, welche aufgrund ihrer politischen Stellung als Regierungspartei zu sehr zu Kompromissen gezwungen war. BastA! wollte an ursprünglich linke Positionen erinnern und dafür kämpfen. Ich finde nach wie vor deren sozial-politisches und umweltpolitisches Engagement gut: Für bezahlbares Wohnen, für anständige Löhne, für die Unterstützung von sozial Schwächeren, gegen Autobahnausbau (z.B. aktuell der Rheintunnel). Es herrscht auch eine gewisse Diskussions-Offenheit. Ich konnte z.B. in Mitgliederversammlungen Kritik an der Gesundheitsindustrie oder an der Mobilfunkindustrie erfolgreich einbringen. Aber ich bin zu allein und habe nicht genug Power, um wirklich dran zu bleiben, zu kämpfen und etwas zu bewirken. Ich bin auch nicht der Typ dazu. Der Fokus liegt bei den meisten BastA!-Mitgliedern vor allem auf dem Thema soziale Gerechtigkeit, was ich natürlich als sehr wichtig erachte. Die Gesundheitspolitik der Partei ist völlig auf gewerkschaftliche und solidarische Aspekte fokussiert. Das ist zweifellos wichtig. Aber eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Angeboten der Medizin und Pharma findet nicht statt. Man geht einfach davon aus, dass «die» schon wissen und machen, was gut ist. Daher auch die kritiklose Unterwerfung unter die Narrative der Corona-Politik. Hier mangelt es an einer Auseinandersetzung mit dem, was eigentlich Gesundheit fördert oder behindert. Zwar gibt es durchaus Sympathien für Alternativmedizin. Viele haben – so schätze ich – 1999 die Volksinitiative «Ja zur für Komplementärmedizin», welche vom Volk mit grossem Mehr angenommen wurde, mitgetragen. Doch das ist lange her. Man kritisiert durchaus die Pharmaindustrie (siehe die Initiative "Pharma für alle"), weil diese sich – zu Rendite-fixiert – von der Forschung bezüglich der Entwicklung von Antibiotika zurückgezogen hat. Und auch, weil sie sich weigerte, Patente auszusetzen um mehr Impfungen in Entwicklungsländern zu ermöglichen. Grundsätzlich fehlt m.E. bisher ein Bewusstsein dafür, welche Funktion die «Pandemie» für die Versuche hatte, die schon seit Langem herrschende Krise des Kapitalismus zu überwinden. Die Kapitalismuskritik verharrt noch in den Kategorien des letzten Jahrhunderts, in dem des industriellen Kapitalismus. Es bräuchte einen Bewusstseinssprung, um Hinzuschauen und zu erforschen, was hinter den Kulissen läuft, auf den Etagen der Hochfinanz, den Treibern der Digitalindustrie, der Gain-of-function- Pharma, und den offensichtlich einflussreichen Seilschaften und Beziehungsgeflechten der in den letzten Jahrzehnten aufbrechenden neuen Kapitalfraktionen. Das war doch früher Aufgabe von kapitalismuskritischen Bewegungen. Vor Jahren gab es noch eine linke Opposition gegen das WEF in Davos, welches wohl der sichtbarste Repräsentant dieses neuen Kapitalismus ist. Hier setzt die Initiative von «linksbündig» an. Auf der Homepage von linksbündig werden spannende Artikel präsentiert, welche über die in linken Kreisen (und nicht nur hier) herrschenden Denkverbote hinausgehen und Kapitalismuskritik grundsätzlicher üben. Mich fasziniert das, weil ich verstehen möchte, was aktuell in unserer Welt, auch «hinter unseren Rücken», abgeht. Ganz im Sinne von Karl Marx. Darum ist für mich der Austausch in unserem kleinen Basler Zirkel wichtig. Man kann seine Gedanken frei ausprobieren, Ideen für Aktionen entwickeln, oder wieder verwerfen. Daraus ergeben sich dann Hinweise für politisches Engagement. Etwa in der Kritik am CH-Epidemiengesetz, an der WHO und anderen internationalen Organisationen. Dies auch auf dem Hintergrund eines breiteren, ganzheitlichen Verständnisses von Gesundheit, Heilen und Gesundheitsförderung, in Abhebung von einem allzu einseitig mechanistisch-materialistischen Weltbild. Dabei bricht man teilweise aus dem alten links-rechts-Schema aus. Etwa bei der Distanzierung von ebensolchen internationalen Organisationen. Man sieht sich plötzlich, wie bei den Corona-Massnahmen, von SVP-Politikern unterstützt statt von den «eigenen» Politikern. Bürgerliche Parteien sind jedoch für mich keine Option, weil deren sozialpolitische Interessen einseitig auf der Kapitalseite liegen. In unserem Grüppchen können wir zwar bislang wenig bewirken. Aber wenigstens schaffen wir uns ein Austauschforum. Wir können uns gegenseitig vergewissern, dass wir nicht allein sind. Wir können versuchen, die für uns passende politische Sprache wieder finden. Und dies in guter, oft durchaus auch erheiternder Atmosphäre!»

Benno

Zum Beispiel: Linksbuendig in Basel